Heinrich und Anna Schieffer lebten als Landwirte auf dem Röttenhof in Feldkassel, der 1969 dem Gewerbegebiet Feldkassel weichen musste. 

heinrich schieffer

In den Jahren der wachsenden Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten haben Heinrich Schieffer und seine Frau Anna (1881-1973) mit ihren beiden Töchter Elisabeth Wirth (1913-2010) und Maria Weihrauch (1920-2012) Mut bewiesen. Die Söhne Theo, Peter und Heinrich befanden sich an der Kriegsfront bzw. in Gefangenschaft.
Susanne, die Frau des jüdischen Frauenarztes Dr. Frankenstein, der 1937 verstarb, fand Unterstützung im Hause Schieffer, bis sie schließlich am 16. Juni 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde, wo sie nach kaum einem Jahr umkam. 1944 nahmen die Eheleute Schieffer dann den Juden Julio Goslar sowie gegen Ende des Krieges zwei französische Kriegsgefangene bzw. Zwangsarbeiter auf und versteckten alle auf ihrem Hof.

Heinrich Schieffer und seine Familie, gingen hierbei ein immenses Risiko ein

Hätten die Nazis den Juden Goslar auf dem Hof gefunden, wäre allen Beteiligten die Deportation ins Konzentrationslager sicher gewesen.
Die Familie Schieffer dachte damals nicht politisch im engeren Sinne, sondern schlicht mitmenschlich, aber in der finsteren Zeit des Nationalsozialismus erlangte das auch eine politische Qualität. Sie waren keine Widerstandskämpfer, aber sie waren eine mutige Familie, die ihre Gesinnung nicht der Diktatur der Nazis durch Mitläufertum geopfert hat.

Ihre Gräber auf dem Friedhof in Fühlingen erinnern uns immer wieder daran, auch gerade in der heutigen Zeit, Position zu beziehen und wieder für den Menschen in Not da zu sein.

Heinrich Schieffer Hauptschule

In Anerkennung ihres mutigen Einsatzes für Menschen in Not wurde am 05. Dezember 2001 die „Hauptschule am Dellbrücker Mauspfad“, im Rahmen eines großen Festaktes in „Heinrich Schieffer Hauptschule“ umbenannt. 

Anna und Heinrich Schieffer haben dies nicht mehr erlebt. Ihre beiden Töchter und ihr Sohn Heinrich Schieffer haben als Ehrengäste des Festaktes den Schülerinnen und Schülern das vermittelt, was der Dichter Günter Eich mit seinen Worten ausdrückt: „Kein Normalbürger kommt um die Entscheidung herum, ob er „Öl“ oder „Sand im Getriebe“ eines Unrechtssystems sein will“.

Entgegen der üblichen Praxis, dass für Namensgebungen nur bekannte Persönlichkeiten in Frage kommen, wurde hier ein „Normalbürger“ geehrt. Diese Ehrung ist in jedem Falle ungewöhnlich sagte damals Rektor Bernd Trompeter. “Zum ersten Mal wird in Köln eine Schule nach jemandem benannt, der sich nicht durch Spitzenpositionen in Wissenschaft oder Politik einen Namen gemacht hat oder der zu den Erfindern oder Nobelpreisträgern des 20. Jahrhunderts gehört, sondern ein einfacher Bauer aus Feldkassel, Heinrich Schieffer, der im Sinne der Humanität ein Vorbild ist“.

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